Ziemlich schnell war klar, dass man mit den wenigen Begrifflichkeiten wie Koje, backbord und Tau nicht wirklich weit kommt.
Von der Stammcrew wurden uns von Anbeginn gefühlte hundert nie gehörte Wörter um die Ohren gehauen: Fock, belegen, aufschießen, Pinne, fieren, Schot,….und was zur Hölle ist eigentlich ein Klüver?
Doch auch auf der Mytilus heißt es einfach „Learning by Doing“. Merken musste man sich erst einmal nur 2 Dinge: >der Skipper hat das Sagen< und >kein Dreck in die Bilge!<
Ehe wir uns also versahen, tuckerten wir auch schon aus der flensburger Hafenbucht heraus und zogen an irgendwelchen Tauen, um das Großsegel zu setzen.
Als nächstes kommt die Fock! Na gut, dann mal los.
Doch nach dem Ruf „Fock fiiieeerennn!!“, der sobald über das Deck schallte, gab es mit einem Mal einen mächtigen Schlag, der das ganze Schiff erschütterte. Dieses Geräusch klang sogar für uns Neulinge irgendwie nicht so gut.
Tatsächlich ist uns nach gefühlten 3m Segeln direkt die Fockleitschiene gebrochen. Das ist eine dicke Metallstange, die einmal quer durchs Schiff verläuft und an der entlang das Vorsegel namens „Fock“ die Richtung wechseln kann.
Und das hieß: ohne Schiene, keine Fock; ohne Fock kein Törn.
Doch die Stammcrew blieb – zumindest nach Außen hin – bemerkenswert cool und unser Skipper bewaffnete sich wortlos mit einem Seil und stapfte zum Vorschiff. Nachdem er eine Weile über der Bruchstelle gebeugt irgendwas hantierte, war die Schiene – mit jeder Menge Knoten gezähmt – wenigstens wieder irgendwie dran.

Nach diesem ersten Schrecken verlief unsere Woche dafür wie am Schnürchen.
Wir hatten traumhaftes Wetter, konnten jeden Tag in See stechen und ließen uns vom Wind die Richtung weißen.
Wir trieben im seichten Wasser dahin, wurden von Wind und Wellen übers Deck gejagt, manövrierten Halsen und Q-Wenden, lachten, sangen, lagen mit flauem Magen an die Reling gedrückt, lasen fast die komplette „Brautprinzessin“, speisten königlich, lernten jede Menge über das Wetter, Hochs, Tiefs und Winde, über Koordinaten und wie man die Pinne bedient. 

 

 

Wir studierten das Logbuch, ließen unsere Flagge wehen, beobachteten Möwen beim Krabbenschmaus, sahen dänische Kleinstädtchen, schrubbten das Deck, sahen wunderschöne Sonnenauf- und -untergänge, maßen unsere Kräfte mit dem Skipper, hissten, fingen und falteten Segel.
Wir legten an Häfen an oder ankerten in Buchten, schliefen an Deck, küssten das Meer, sahen Sternschnuppen und beobachteten das Meeresleuchten…


….wir hatten einfach einen unvergesslichen Törn!
Zu guter Letzt traf sich der Zufall, dass unser letzter Segeltag auf die flensburger Apfelfahrt fiel. So fuhren neben uns noch jede Menge anderer Traditionssegler in der Flensburger Förde umher, um eine Tonne Äpfel aus Glücksburg abzuholen. Dabei konnten wir die „Tradis“ mit gehissten Segeln und aus nächster Nähe bewundern.

Am nächsten Tag hieß es dann nur noch „Klar Schiff machen“, Gruppenfoto, Abschiedsworte und Abschlusskreis.

Danke an Kolle für all deine Ausschweifungen über Wind und Wetter und die geduldige Beantwortung all unserer Fragen; für jedes „next level“ und „Wogga, wogga, Baby!“.
Danke an Fee für all die spannenden Geschichten über Segelfahrten und die Fürsorge uns vor allen bösen Fallen und Gefahren auf dem Schiff bewahren zu wollen.
Danke an Louise für die gesunde Gelassenheit und Ruhe auch in brenzligen Situationen; für das unermüdliche Gitarrenspiel und das Schlaflied.
Danke, liebe Stammcrew. Es war wirklich schön!

 

 

Die Feuertaufe:
Von Flensburg liefen wir dann in das etwa 13km entfernte Husbymühle, wo uns ein Mitglied des Stamm Duburg BdP sein Grundstück, Zelte und jede Menge anderer wichtige Kleinigkeiten zur Verfügung stellte. (Danke, Jan!)
Dort verbrachten wir einen gemütlichen Jurtenabend in trauter Runde und schliefen vor allem mal so richtig aus!

Seit einem Jahr bereitete sich die Sippe auf dieses Wochenende und den kommenden Stufenübergang intensiv vor. Wir arbeiteten an der Gruppe, ihren Skills und jeder Einzelne auch an sich. Es galt Aufgaben zu bewältigen und Konflikte zu lösen; Grenzen zu überschreiten und Berge zu erklimmen.

Nun war es soweit!

Am Nachmittag des Folgetages trafen dann die werten Eltern ein. Besonders bemerkenswert ist, dass sich von jedem Sippling beide Elternteile auf den weiten Weg nach Flensburg gemacht haben, um Ihr Kind bei der Feuertaufe zu begleiten. Auch sie haben uns im vergangenen Jahr sehr unterstützt.

Schnell waren unzählige Köstlichkeiten aufgetischt und mindestens genauso schnell wurden sie auch wieder verputzt.
Beim anschließendem Lagerfeuer schilderten wir unsere Erlebnisse auf der Mytilus und ließen unsere Zuhörer erraten, was sich davon wirklich zugetragen hatte oder was Seemannsgarn war.
Im Anschluss verstreuten sich die Sipplinge mit ihren Eltern und je einer Fackel auf dem Gelände und konnten noch einen familiären Moment miteinander teilen.

Als sich die Eltern dann wieder für diesen Abend verabschiedet hatten, hieß es auch für die alten Sippenleiter Knoten und Mirrri ihre letzte Worte an die Skogkatts zu richten. Und schon liefen die Sipplinge einer Lichterspur entlang in Richtung Stufenübergang, wählten eine neue Sippenleitung aus ihren Reihen und hielten Nachtwache am Feuer.

Zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen stand dann die frisch gebackene Pfadfindersippe mit blau-gelben Halstüchern auf einer nassen Wiese und leierte verschlafen „die Kraniche“. Jetzt geht es also richtig los mit der Sippe Skogkatt.

Danke an den Verband deutscher Altpfadfindergilden e.V., die Gilde Grafengarser, die Stiftung Pfadfinden, unseren Stamm LEO, und dem Landesvorstand Sachsen für Eure Unterstützung zu diesem rundum runden Stufenübergang!

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